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Duschl Ingenieure – Vortragsreihe – Nachbericht

v.l.n.r. Dr. Werner Zittel, Andreas Duschl Foto: Monika Radtke

Herr Dr. Werner Zittel, Senior Scientist bei der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH und Vorstand der Ludwig-Bölkow-Stiftung sprach in diesem Vortrag über den Klimawandel, die Endlichkeit fossiler Ressourcen und die Konsequenzen daraus. Die weltweiten CO2-Emissionen sind seit 1990 um ca. 50% angestiegen. Der UN-Klimarat prognostiziert einen weltweiten Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Jahr 2000 zwischen einem und vier Grad Celsius, abhängig davon welche Maßnahmen zur Verminderung der CO2-Emissionen ergriffen werden.

Der Wunsch nach Abschwächung des Klimawandels und der Wunsch nach Wirtschaftswachstum stehen – unter Nutzung des bestehenden Energiemix – im krassen Widerspruch zueinander, da eine Hauptvoraussetzung für das bisherige Wirtschaftswachstum billige und reichlich verfügbare fossile Energiequellen waren. Die fossilen Energiequellen sind allerdings endlich. Herr Dr. Zittel stellte die Ergebnisse verschiedener Berechnungsmodelle zu den noch verfügbaren bzw. wirtschaftlich förderbaren Erdöl- und Erdgasreserven vor und erläuterte auf dieser Basis, dass das weltweite Maximum der Ölförderung („Peak Oil“) in den nächsten Jahren erreicht sein wird. Norwegen, Mexiko, Angola und der Golf von Mexiko haben das Maximum der Ölförderung schon vor dem Jahr 2010 überschritten. Dass die Ölfördermenge abnehmen wird, spiegelt sich auch in einer Ölpreissteigerung um den Faktor Vier seit dem Jahr 2000 wider. Auch die fossilen Hoffnungsträger der letzten Jahre wie die Nutzung von Teersanden und Fracking können die Entwicklung nur in unbedeutendem Maße verschieben, aber nicht aufhalten. Das Erreichen und Überschreiten des weltweiten Fördermaximums ist ein Prozess, der die ökonomischen Wachstumsbedingungen stetig verschlechtert. Die Energiepreise werden bei zunehmender Verknappung steigen und gerade energieintensive Transporte immer unwirtschaftlicher werden lassen.

Der zweite Teil des Vortrags nach der Pause, in der angeregt diskutiert wurde, baute auf der oben begründeten These auf, dass die treibenden Kräfte der Energiewende die knappen fossilen Ressourcen und die Begrenzung der Klimaerwärmung sind. Dr. Zittel stellte die Entwicklung der Energieerzeugung der Zukunft aus verschiedenen Blickwinkeln vor. Alle Szenarien kommen zu dem Ergebnis, dass die Energiewende in Deutschland unvermeidbar ist, denn jede weitere Verzögerung wird in Zukunft zu Energiepreissteigerungen führen. Strom wird der Energieträger der Zukunft sein und Kraftstoffe, Kohle und Erdgas zunehmend verdrängen. Die Erzeugung der benötigten Energiemenge ist mit regenerativen Systemen wie Wind- und Wasserkraft, sowie Photovoltaikanlagen zukünftig bei entsprechendem Zubau möglich, das Problem ist momentan noch die Speicherung. Einen wichtigen Beitrag kann hier neben der Elektromobilität die Wasserstoffwirtschaft leisten. Mit einem weiteren Prozeßschritt kann elektrolytisch erzeugter Wasserstoff mit CO2 zu Methan synthetisiert werden und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Dieses als „Power to gas“ bezeichnete Verfahren bietet ein großes Potenzial für die Zwischenspeicherung der volatilen erneuerbaren Energien, da im (im Wesentlichen bereits finanzierten und abgeschriebenen) deutschen Erdgasnetz große Speichervolumina zur Verfügung stehen. Synthetisches Erdgas kann auch mit bereits marktverfügbarer Technik im Verkehrssektor eingesetzt werden.
Trotz ungünstigem Gesamtwirkungsgrad der „Power to gas“-Technologie kann diese aufgrund der Vermeidung anderweitiger Aufwendungen zur Regelung der elektrischen Netze wirtschaftlich interessant werden. Dieser Effekt steigert sich, wenn die Nutzung volatiler regenerativer Stromquellen steigt.

Das Fazit des Vortrags kann so zusammengefasst werden:

  • Vermutlich ist die Welt am Ölfördermaximum und kein anderer fossiler Energieträger wird das Defizit ausgleichen können.
  • Durch die Steigerung der energiegetriebenen Kosten von Transporten wird die regionale Wertschöpfung wieder wichtiger.
  • Die Energiewende in Deutschland ist zum Erhalt unseres Wohlstands unvermeidbar.
  • Es ist heute noch nicht klar, welchen Beitrag synthetisches Methan, Wasserstoff und die Elektromobilität leisten werden.

Artikel: Christoph Winkler, Duschl Ingenieure

Nächster Termin unserer Vortragsreihe am 03.07.2014
Energiemanagementsysteme – Was bringt das?
Referent: B.Eng. Tobias Berauer