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Aufzüge – ein ständiges auf und ab

By 6. September 2018Publikationen

AUFZÜGE – EIN STÄNDIGES AUF UND AB
Umsetzung der BetrSichV an den bestehenden Aufzugsanlagen des RoMed-Klinikums Rosenheim

Duschl Ingenieure – Vortragsreihe – Nachbericht

Foto von links nach rechts:
(vordere Reihe) Alexander von Schneyder, Thomas Häger (RoMed Kliniken), Felix Zimmermann,
(hintere Reihe) Robert Gaar (RoMed Kliniken), Holger Fiess (DEKRA) und Gerhard Duschl

Aufzüge sind heute in fast jedem öffentlichen Gebäude oder Mehrfamilienwohnhaus zu finden. In Deutschland gibt es insgesamt ca. 700.000 Aufzugsanlagen unterschiedlichen Alters. Jedes Jahr werden bis zu 19.000 Aufzüge neu installiert. Trotz der hohen Anzahl des „Massenproduktes“ ist deren Betrieb ein gern unterschätztes Thema, mit einem sehr großen Haftungsrisiko für die Eigentümer und Betreiber – was vielen gar nicht bewusst ist.

Die Duschl Vortragsreihe hat sich einen Nachmittag lang mit den Betreiberpflichten auseinander gesetzt. Die Novellierung der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) im Jahre 2015 soll die bestehenden Regelungen für Neubau und Bestand vereinfachen, Rechtssicherheit schaffen und gleichzeitig den Schutz der Nutzer verbessern. Doch was bedeutet dies konkret für die Errichtung und den Betrieb von Aufzugsanlagen? Gibt es einen Bestandsschutz? Welche Pflichten habe ich als Betreiber?
Neben den Auswirkungen der BetrSichV beschäftigte sich die Veranstaltung auch mit typischen Herausforderungen und Schnittstellenthematiken bei der Planung von Aufzugsanlagen.

Der Fördertechnikplaner Herr Felix Zimmermann von Duschl Ingenieure beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Neuerungen in der Aufzugsnormenwelt und aktuellen Trends in der Neubauplanung. Die Aufzugsbranche folgt den aktuellen Forderungen der Gesellschaft und der Politik. So wurde die Inklusion von Menschen mit Einschränkungen bei der Kabinengrößenplanung, der Bedienung und auch der Ausstattung von Notrufgeräten mehr berücksichtigt. Auch die Evakuierung von gehbehinderten Menschen im Brandfall mittels Aufzugsanlagen ist ein aktuelles Thema, das in Altenheimen und Krankenhäusern betrachtet wird. Bis dato galt dass Aufzüge im Brandfall nicht benützt werden dürfen. In diesem Vortrag wurden verschiedene Konzepte und deren Vor- / Nachteile, sowie notwendige organisatorische Maßnahmen vorgestellt um auch im Brandfall die Nutzung zur ermöglichen.

Für die Schachtentrauchung wird gemäß der gültigen Landesbauordnungen eine Öffnung im Schachtkopfbereich gefordert, die zu Wärme- und Energieverlusten führt. Neben den Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von RWA-Klappen als energetische Einsparmaßnahmen wurden auch alternative Lösungen vorgestellt.

Nach dem Ausflug in die Neubauplanung von Aufzugsanlagen leiteten Herr Holger Fiess von der DEKRA zusammen mit Herrn Felix Zimmermann von Duschl Ingenieure zu den Betreiberpflichten über. Für den Betreiber ergeben sich immer mehr Aufgaben die umgesetzt und dokumentiert werden müssen. Die Schwierigkeit sind nicht immer die Aufgaben an sich, sondern zu wissen, welche es überhaupt gibt. An dieser Stelle wird der Betreiber auch seiner Eigenverantwortung überlassen. Es wurden die Vorgaben und Pflichten der Betriebssicherheitsverordnung einzeln vorgestellt und praxisnahe Tipps zu deren Umsetzung gegeben.

Der Betreiber ist bei der sogenannten „Prüfung vor Inverkehrbringung“ (PVI) der Aufzugsanlage bereits involviert und hat seine ersten Betreibertätigkeiten zu übernehmen. Herr Holger Fiess brachte seine Praxiserfahrung als Prüfsachverständiger der DEKRA mit ein und zeigte den Besuchern einen ungeschönten Einblick in die Welt des Prüfwesens. So konnten die Unterschiede der Prüfverfahren und die Auswirkungen der Prüfergebnisse aufgezeigt werden.

Nach der allgemeinen Theorie wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion die praktische Umsetzung der BetrSichV am Beispiel der Aufzugsmodernisierung im RoMed Klinikum Rosenheim aufgezeigt. Im RoMed-Klinikum Rosenheim gibt es mehrere Aufzugsanlagen mit unterschiedlichem Alter, Verschleiß und Nutzungsprioritäten. Diese Aufzüge sollen Zug um Zug für den weiteren sicheren und störungsarmen Betrieb angepasst werden unter Berücksichtigung der BetrSichV und des Stands der Technik.

Die Wichtigkeit der Ausfallsicherheit und Verfügbarkeit, sowie die Notwendigkeit der Reduktion von Leerfahrten stellte Herr Robert Gaar, technischer Leiter des RoMed Klinikums Rosenheim, an Hand von real aufgenommen Statistikzahlen, dar. Sowohl die Verteilung der Fahrten über den Tagesverlauf als auch die Nutzungsarten brachten die Besucher zum Staunen. Mit diesen Ergebnissen hatten die wenigsten gerechnet.

Als Diskussionsteilnehmer brachten sich Herr Robert Gaar und Herr Thomas Häger als Vertreter des RoMed Klinikums, Herr Holger Fiess von der DEKRA und Herr Felix Zimmermann als Vertreter von Duschl Ingenieure ein. Von der Gefährdungsbeurteilung, zukünftigen Bedarfsabschätzung, der Ermittlung des wartungs- und sicherheitstechnischen Ist-Zustandes, der Erstellung eines Sanierungskonzeptes, bis hin zur Umsetzung wurde ein ausführlichen Einblick in das Projekt gewährt. Mit Spaß und Freude am Thema moderierte Herr Alexander von Schneyder (Duschl Ingenieure) professionell durch die Gesprächsrunde. Die Fragen des Publikums wurden aufgegriffen und von allen Beteiligten zur Zufriedenheit beantwortet.

Der Vortragsnachmittag zeigte, in welchen Bereichen Unsicherheit der Betreiber hinsichtlich Ihrer Pflichten bestehen können. Hier gibt es noch viel Aufklärungsarbeit für die Prüfgesellschaften, die Aufzugsfirmen und auch den Fördertechnikplanern.

Nächster Termin unserer Vortragsreihe: 11.10.18

Cybercrime – Konzepte zur IT‑Sicherheit

Referenten: Anja Favuzzi, Christian Schwaller
ACP IT Solutions AG
http://www.acp.de