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Duschl Ingenieure – Vortragsreihe – Nachbericht

Architektur + Technik

Referenten:
Dipl.-Ing. Alexander Deutschmann (Nickl & Partner AG)
Dipl.-Ing. Martin Zuckermaier (Duschl Ingenieure)


vorne v.l.: Martin Zuckermaier, Alexander Deutschmann
hinten v.l.: Gerhard Duschl, Andreas Duschl

Den ersten Teil des Vortragsnachmittages gestaltete Herr Dipl.-Ing. Alexander Deutschmann von der Nickl & Partner Architekten AG. Als Beispiel für das nötige Zusammenspiel von Architektur und Technik wählte er den Krankenhausbau, den er als einen der komplexesten Gebäudetypen überhaupt bezeichnete.

Der Vortrag orientierte sich an der geschichtlichen Entwicklung der Krankenhausarchitektur und der nötigen Technik, angefangen mit einem Krankenhaus für Findelkinder aus dem Jahre 1419 bis zur neuen Haunerschen Kinderklinik in München, das sich gerade in der Planung befindet.

Selbst im Krankenhaus aus dem Jahre 1419 gab es schon technische Komponenten, wie z.B. eine „Kinderklappe“. Im Vortrag wurden Bilder von Ornamenten dieses historischen Krankenhauses gezeigt, wo man vorerst als Zuhörer einmal annimmt, dass diese rein der Verschönerung des Gebäudes dienen sollten. Anschließend stellte Hr. Deutschmann dar, dass die Kunst für die Vielzahl der Analphabeten zur damaligen Zeit die Analogie zum heutigen Patientenleitsystem war.

Zur damaligen Zeit plante der Architekt allumfassend und es wurden keine Fachplaner benötigt.

Die Technifizierung im Krankenhaus nahm Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Elektrifizierung der Städte Fahrt auf. München war damals sehr fortschrittlich, was unter anderem daran lag, dass Siemens dort ortsansässig ist.

Das bestehende Haunersche Kinderkrankenhaus entstand zu dieser Zeit und wurde vom Architekten Arnold von Zanetti geplant. Schon zur damaligen Zeit wurde erkannt, dass die Architektur Einfluss auf den Heilungsprozess der Patienten hat. So wurden hohe Räume mit sehr großen Fenstern für eine gute Belichtung und ein Gefühl mit der Außenwelt verbunden zu sein, gebaut.

Ein Meilenstein für die Technisierung der Gebäude war das Erscheinen des ersten Buches zur Haustechnik im Jahr 1926. Hier wurden bereits detaillierte Verfahren zur Heizlastberechnung beschrieben, worauf die spätere DIN 4701, die im Jahre 1929 erschien, aufbaute.

Die zunehmende Technisierung der Gebäude wurde eindrucksvoll am Beispiel der Entwicklung der sichtbaren Raumdecken dargestellt. War die sichtbare Decke vormals das statisch tragende Element, ist sie mittlerweile das Interface zur nicht sichtbaren Haustechnik-Installationsebene. Sehr plakativ wurde das in einem Foto dargestellt, bei dem in ein Gebäude mit hoher Gewölbedecke eine aufgeschnittene Zwischendecke, mit der heute nötigen Gebäudetechnik, eingezogen war. Im weiteren Verlauf des Vortrags stellte Herr Deutschmann die Planungen der neuen Haunerschen Kinderklinik vor, wo Duschl Ingenieure die gesamte Elektrotechnik plant.

Das Gebäude ist geprägt durch 6 grüne Innenhöfe, mit dem Ziel das „Grüne“ zum Patienten zu bringen der gerade selbst nicht ins Freie kann.

Der Patient betritt das Gebäude über einen der Innenhöfe wodurch er behutsam an das Krankenhaus herangeführt wird. Das Ziel der Gestaltung der Gebäudestruktur war es, dass sich der Patient intuitiv dort auskennt.

Das Gebäude ist in mehrere „Welten“ aufgeteilt, z.B. die Welt der Lehre, die Arbeitswelt der Ärzte, den Unfallbereich, u.s.w.

Nachdem es sich um ein Krankenhaus für Kinder handelt wurde bei der Gestaltung der Patientenzimmer darauf geachtet, dass alles möglichst wohnlich und nicht bedrohlich wirkt. So wird z.B. großer Wert darauf gelegt, die Medizintechnik architektonisch so zu integrieren, dass möglichst wenig davon für den Patienten sichtbar und präsent ist.

Im zweiten Teil der Vortragsreihe referierte Herr Dipl.-Ing. Martin Zuckermaier von den Duschl Ingenieuren zu den Vorteilen eines synchronen Planungsprozesses von Architektur und Gebäudetechnik.

Er legte den Fokus seines Vortrages auf die gemeinsame Phase der Konzeption des Gebäudes und der Gebäudetechnik. Dieser Prozess kann als gemeinsame Bedarfsplanung aller am Projektbeteiligten verstanden werden. Im Unterschied zum Planungsprozess in den späteren Projektphasen ist das Vorgehen bei der Konzeption nicht einheitlich definiert und kann auch nicht einheitlich definiert werden. Der Prozess muss dem jeweiligen Projekt angepasst und angemessen gestaltet werden.

So ist ganz am Anfang neben der Festlegung der vorgesehenen Nutzungsstruktur, eine Umfeldanalyse nötig. Hier werden u.a. die Aspekte Klima, Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur, das bauliche Umfeld (Emission, Lärm, Verschattung, etc.), das Vorhandensein natürlicher Energiequellen u.s.w. beleuchtet.

An mehreren Beispielen aus den Bereichen Elektro- und Versorgungstechnik wurden die Auswirkungen von, in der Konzeptphase getroffenen Entscheidungen, auf die Investitionskosten und die späteren Betriebskosten anschaulich dargestellt. So ist im Bereich der Lüftungstechnik die vorgesehene Nutzung und damit die jährliche Betriebszeit ausschlaggebend für die optimierte Dimensionierung von Lüftungskanälen und Einbauten. Gerade in diesem Bereich müssen die Systementscheidungen ganz am Anfang des Planungsprozesses getroffen werden, da Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt nennenswerte Änderung bei den benötigten Technikflächen und damit Eingriffe in die Architektur bedeuten.

Zusammenfassend erläuterte Herr Zuckermaier, dass neben einer frühzeitigen Analyse des Umfeldes, eine möglichst frühzeitige Einbindung aller Fachplaner und ein Hinterfragen eingefahrener Rituale zu einem optimierten Planungsprozess führen. Das Ergebnis sind geringere Baukosten, eine Qualitätssteigerung bei reduziertem Planungsaufwand und im Endeffekt weniger Aufwand für den Bauherren durch weniger Änderungen während der Planung.

Nächster Termin unserer Vortragsreihe am 12.05.16

Thermische Bauteilaktivierung

Referentin: Prof. Dr. Silke Stanzel (Hochschule Rosenheim)